Der Schutz der globalen Walpopulationen und anderer großer Meerestiere ist nicht primär deshalb von so hoher
Wichtigkeit, damit auch spätere Generationen „whale watching“ betreiben können. Ohne zu übertreiben, lässt
sich sagen, dass Schutz und Regeneration großer Meerestiere essenziell wichtig für die Stabilität des
gesamten Ökosystems „Meer“ und darüber hinaus sind. In einem hier verlinkten Artikel1 spielt die
Rolle der Wale eine Schlüsselrolle für eine gesunde Meeresökologie, indem sie limitierende Nährstoffe an die
Meeresoberfläche bringen, wenn sie dort Fäkalien freisetzten. Diese Nährstoffe helfen anschließend dabei,
die Primärproduktivität, also die Photosynthese des dort lebenden Phytoplanktons, zu steigern. Ein sehr
wichtiger Zusammenhang, wenn man die Zahlen in einem weiteren hier verlinkten Artikel bedenkt2.
Dort wird geschätzt, dass Phytoplankton immerhin ca. 50% des atmosphärischen Sauerstoffs produziert. Die
Mikroorganismen erreichen dies, indem sie atmosphärisches CO2 binden und in Sauerstoff umwandeln, wodurch
der CO2-Gehalt in der Atmosphäre sinkt. Dieser natürliche Prozess, kann als wirksame
Klimamilderungsstrategie eingesetzt werden.
Als unterstes Glied in der Nahrungskette liefert das Phytoplankton mit seinen Photosyntheseprodukten die
Nahrungsgrundlage der gesamten marinen Fauna. Somit wird klar, dass auch das Ökosystem „Meer“ einen
Kreislauf darstellt, in dem jedes Glied einen wichtigen Beitrag zum Erhalt und zur Stabilität beiträgt.
Diese Prozesse sind so fein aufeinander angepasst, dass eine Destabilisierung an einer Stelle immer auch
unvorhersehbare Probleme an einer anderen Stelle erzeugt, die bei Überreizung zum Zerfall des gesamten
Ökosystems führen können.
Das Phytoplankton zum Ziel der Klimamilderung direkt und global mit industriellem Dünger zu versorgen, ist
keine ratsame Strategie, da die Folgen dieses großflächigen Eingriffes schlecht abzuschätzen und noch
schlechter zu kontrollieren sind.
Ein sehr vielversprechender und natürlicher Ansatz ist die ökologische Düngung des Phytoplanktons, durch die
Unterstützung der Regeneration der Walpopulation. Genau dies setzt das Climate Repair Institut gerade in
einem Projekt, zur Entfernung von CO2 aus der Luft, um.3 Geleitet wird dieses Projekt von Sir
David King, welcher als Kollaborationspartner von Thomas Dandekar dem Leiter des Lehrstuhls für
Bioinformatik der Universität Würzburg, unterstützt wird.
Um die Nährstoffe, welche von den Walen an die Meeresoberfläche transportiert werden, auch an Land zu
verteilen, sind weitere Akteure notwendig. In einem weiteren hier verlinkten Artikel4 wird
darüber informiert, dass Seevögel sowie anadrome Fische, welche zum Laichen aus den Meeren weite Strecken
die Flüsse hinauf wandern, einen erheblichen Beitrag leisten, um Nährstoffe aus den Meeren wieder auf dem
Festland zu verteilen. Der Artikel zeigt auch wie stark die Effizienz dieser natürlichen
Nährstoffverteilungspumpe abgenommen hat, auf Grund massiver Reduktion der beteiligten Akteure.
Einer der Hauptverantwortlichen für diese Krise ist eindeutig die internationale Fischindustrie. Wenn man
sich als Privatperson also fragt, was man selbst gegen die fortschreitende Destabilisierung des Ökosystems
Meer tun kann, ist die Antwort so simpel wie eindeutig. Man sollte nur noch nachhaltigen Fisch,
Meeresfrüchte und daraus hergestellte Produkte konsumieren. Als Verbraucher sollte man sich zudem immer
bewusst sein, dass ein Nachhaltigkeitslable auf Lebensmitteln in keiner Weise eine Garantie darstellt. Es
mag vielleicht so scheinen, als wäre Fisch aus Aquakulturen zu konsumieren unbedenklich. Doch in den meisten
Aquakulturen werden die Fische mit Fischmehl und Fischöl gefüttert. Nicht nachhaltiges Fischmehl, besteht
zum Großteil aus Meeresfischen und muss zudem in einem industriellen Verfahren hergestellt werden.
Um bewusstere Kaufentscheidungen zu treffen ist es vor Allem wichtig, gut über die allgemeinen
Herstellungsbedingungen und die Produkte informiert zu sein.
Ein Artikel von Greenpeace informiert eingehender über Aquakulturen5.
Unterwegs beim Einkaufen helfen App's wie zum Beispiel "WWF Fischratgeber" oder "NABU Siegelcheck".
1. Joe Roman,James A Estes,Lyne Morissette,Craig Smith,Daniel Costa,James McCarthy,JB Nation,Stephen
Nicol,Andrew Pershing,Victor Smetacek. Whales as marine ecosystem engineers. Frontiers in Ecology and
the Environment. 2014, July 03.
2. Ozarslan R, Sekerci Y. Fractional order oxygen-plankton system under climate change. Chaos. 2020
Mar;30(3):033131. doi: 10.1063/1.5129766. PMID: 32237788
3. Centre for Climate Repair, University of Cambridge: Remove greenhouse gases.
4. Doughty et al., (2016) Global nutrient transport in a world of giants. 2015 October, 26.
5. Michelle Allsopp, Paul Johnston and David Santillo at Greenpeace Research Laboratories, University of
Exeter, UK. January, 2008 by Greenpeace International.
Thomas Dandekar
Member of the first board of directors
Chair of Bioinformatics
Biozentrum
Am Hubland
D-97074 Wuerzburg
dandekar@biozentrum.uni-wuerzburg.de
Eva-Maria Fischer
Department of Bioinformatics
Biozentrum
Am Hubland
D-97074 Wuerzburg
eva.fischer@uni-wuerzburg.de