Die Permafrostböden in den hohen Breiten sind dauerhaft gefrorene Speicher einer großen Menge an
organischem Material, welches durch diesen Zustand seit Jahrtausenden vor mikrobieller Zersetzung
geschützt ist. Beim Auftauen dieser Speicherschicht werden die dort enthaltenen Mikroorganismen
aktiv und bei der Zersetzung des organischen Materials, werden dort enthaltene Klimagase wie CO2 und
Methan (CH4) freigesetzt. In den meisten Schätzungen zur Menge des in den Permafrostböden
enthaltenen organischen Kohlenstoffes, ist von ca. 1400-1600 Gigatonnen (Gt) die
Rede.1,2,3 Auch
wenn Methan in weit aus geringeren Mengen im tauenden Permafrost produziert wird als CO2, muss
berücksichtigt werden, dass es im Vergleich ein weitaus wirksameres Treibhausgas ist.
Nach heutigem Stand gibt es zwei denkbare Ansätze, um den Permafrostboden zu kühlen und so vor dem
Auftauen zu schützen. Im Sommer kann man den gefrorenen Boden schützen, indem man ihn mit einer die
Sonnenstrahlen reflektierenden Schicht abdeckt, bevor sie auf den Boden treffen und diesen aufheizen
können. Im totalen Gegensatz dazu kann man im Winter den Boden von der wärmeisolierenden Schneedecke
befreien, damit er von den niedrigen Lufttemperaturen durchgekühlt werden kann.
Seit 1993 gibt es ein Projekt der Bayrischen Zugspitzbahn, welche in den Sommermonaten eine
reflektierende Plastikplane über den nördlichen Schneeferner, einen Teil des an der Zugspitze
vorkommenden Gletschers, ausgebreitet.4 Diese aufwendige Maßnahme wurde jährlich bis 2012
in die
Tat umgesetzt. Ein Jahr später wurde das Projekt jedoch aufgegeben, da es als zu ineffizient erklärt
wurde, im Angesicht des schnell fortschreitenden Klimawandels.5 Eine vielversprechende
Methode,
welche in viel größerem Maßstab eingesetzt werden könnte, ist das Marine
Cloud Brightening. Das
Center for Climate Repair (CCR) der
Universität in Cambridge, widmet dieser Idee einen großen
Teil ihrer Forschung.6
Unter dem Motto „Refreeze the Arctic“,
verfolgt das CCR noch eine weitere Strategie, welche auf den
Schutz der gefrorenen Eischicht auf dem Wasser ausgerichtet ist. Auf der Webseite wird erklärt, dass
dicke Eisschichten auf dem Wasser besser Kälte isolieren als dünne. Es wird daher untersucht, ob es
möglich ist Meerwasser auf zuvor gebildete Eisschollen zu pumpen, um deren Dicke so effektiv zu
vergrößern.6
Um den Permafrostboden im Winter für die kühlende Umgebungsluft freizulegen, ist ein denkbarer
Ansatz, die Wiederansiedlung einer großen Zahl verschiedener massiger Pflanzenfresser in den hohen
Breiten. Diese wühlen im Winter die Schneedecke auf, um an das darunter liegende Futtermaterial zu
kommen. Das Projekt Pleistocene Park stellt durch das
Wiederherstellen einer dem Pleistozän
ähnlichen Großtierfauna, neben dem direkten kühlenden Effekt auf den Boden, auch die Erhöhung der
Photosynthese durch die Regeneration einer hochproduktiven Steppentundra mit Hilfe von speziellem
Saatgut in Aussicht. Als weitere positive Effekte werden die verstärkte Reflektion der Sonne in
diesen Gebieten genannt, da Weideflächen einen höheren Albedo-Effekt haben als karges Land. Im
Allgemeinen hat das Projekt sowohl den Klimaschutz als auch das Wiederaufblühen der Biodiversität in
den hohen Breiten zum Ziel.7
1. Schuur, E., McGuire, A., Schädel, C. et al. Climate change and the permafrost carbon
feedback. Nature 520, 171–179 (2015).
2. Treffeisen, R. and Grosfeld, K. (2021): Klimawandel in Sibirien - Eine Region im Umbruch / E.
Kasten (editor) , In: Menschen und Natur in Sibirien - Umweltwissen und nachhaltige
Naturbeziehungen in Zeiten des Klimawandels, Mensch und Natur in Sibirien, Fürstenberg/Havel,
Deutschland, Kulturstiftung Sibirien, 329 p., ISBN: 978 3 942883 74 0.
3. Liebner, S., Heslop, J. Bildung und Oxidation von Methan in tauendem Permafrost. Biospektrum 28,
253–256 (2022).
4. Zugspitz-Gletscher unter der Haube. ARD alpha, 18.08.2020.
5. Zugspitz-Gletscher: BZB gibt den Kampf auf. Merkur, 29.05.2013.
6. Center for Climate Repair at Cambridge: Refreeze the Arctic.
7. Pleistocene Park: Unsere Lösung.
Thomas Dandekar
Member of the first board of directors
Chair of Bioinformatics
Biozentrum
Am Hubland
D-97074 Wuerzburg
dandekar@biozentrum.uni-wuerzburg.de
Eva-Maria Fischer
Department of Bioinformatics
Biozentrum
Am Hubland
D-97074 Wuerzburg
eva.fischer@uni-wuerzburg.de